Platz auch für kleine Bäche vermeidet Hochwasserschäden

Der Pulheimer Bach, seine Nebengewässer und Ronnen, ein Gewässernetz in Bergheim und Pulheim von zusammen 100 Kilometern, wird dort, wo ständig Wasser fließt, seit Jahren abschnittsweise renaturiert. 

Das Kilometer lange Netz der wechselfeuchten Ronnen, die nur bei Regenwetter Wasser führen,  wird dabei völlig unterschätzt. Sie können über Gräben aus der Fläche sehr viel Wasser aufnehmen und schadlos abführen. Hierzu werden sie nach einem abgestimmten Unterhaltungskonzept stets so gewartet, dass sie die riesigen Flächen, auch die Glessener Höhe, die Wiedenfelder Höhe und die Fischbachhöhe zuverlässig entwässern. Dabei gibt es zum Beispiel verrohrte Abschnitte, besonders in steilen Einzugsgebieten, deren Rohrdurchmesser erahnen lässt, um welche Wassermengen es hier gehen kann – zum Beispiel in Pulheim-Stommeln die Bolander Ronne  oder in Quadrath-Ichendorf, der Fischbach oder in Bergheim-Ahe, der Wiebach und das Stetteler Fließ.  

Die Bäche, statt mit schneller und im Hochwasserfall reißender Welle geradeaus zu fließen, weil in einer Betonrinne gefesselt, bekommen durch die Renaturierung wertvollen Überflutungsraum. So fließen sie eher beschaulich, durch viele Bögen (Mäander) gebremst und auch verlängert und können sich bei Starkregen in den so geschaffenen ökologisch wertvollen Auen schadlos ausbreiten. „Diese Strategie der Renaturierung hat sich erneut bewährt und gilt für alle Fließgewässer: Vor drei Jahren, am 1. Juni 2018, beim über 100-jährlichen Regenereignis und aktuell beim schlimmen Katastrophenregen, der in anderen Flussgebieten sogar Menschenleben gekostet hat.“  

Der Bachverband, wird zusammen mit seinen Mitgliedsstädten Bergheim und Pulheim und der Unteren Wasserbehörde Rhein-Erft-Kreis die Renaturierungsbemühungen unbeirrt fortsetzen. Die Bezirksregierung Köln unterstützt dies mit Fördergeldern, damit die Kommunen das auch finanziell stemmen können. 

Im Kern ist Renaturierung auch wertvoller Hochwasserschutz – ohne zusätzlichen Finanzaufwand. Alleine am rund 10 Kilometer langen Pulheimer Bach konnten so durch die Renaturierung  überschlägig bislang rund 18.000 Kubikmeter zusätzlicher Rückstauraum  gewonnen werden. In der Aue in Bergheim-Glessen, gegenüber der Kläranlage, alleine rund 9.000 Kubikmeter. Diese, bei Spaziergängern, Naturfreunden, Schulen und Kindergärten beliebte  Aue war am 14.7.2021 bordvoll gefüllt. Das Hochwasser überspülte schadlos den Schotterweg und suchte sich über die Wiese der ehemaligen Woltersmühle den Weg zurück in den Pulheimer Bach. Dort dann erneut gebremst durch das Hochwasserrückhaltebecken Pulheim-Sinthern, eine Talsperre, deren Planung zur Ertüchtigung für das 100-jährliche Hochwasser bereits im Verfahren ist. Der Einstau durch den Katastrophenregenlag bei  3,40 Meter. Bis zur Überlaufschwelle war noch 1 Meter Platz. Früher war bei Starkregenereignissen das Unterdorf in Pulheim-Sinthern stets überflutet und auf dem Marktplatz von Pulheim gab es Kinder, die in der Zinkbadewanne „Bötchen“ fuhren

Das alles geht nicht ohne Konflikte ab. Bauvorhaben, die zum Beispiel zu dicht an Bäche und Nebengewässer heranrücken wollen, müssen abgelehnt werden. Verbandsvorsteher Horst Engel: „Leider gehören Ablehnungen solcher, für den Hochwasserschutz abträglichen  Planungen zum täglichen Geschäft. Die möglichen Folgen werden von den Antragsstellern stets ausgeblendet.“ 

Allerdings, dass der Pulheimer Bach diesmal sogar Hochwasser aus dem Kölner Randkanal aufnehmen musste, war nicht geplant. Im Gegenteil: Der Pulheimer Bach ist so ausgelegt, dass er 3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schadlos ableiten kann. Kommt mehr, springen automatisch die Hochwasserschutzeinrichtungen an. Wird im Unterlauf diese Wassermenge überschritten, soll der Bach, zum Schutze der Ortslage Pulheim, solch extreme Hochwasser in den Kölner Randkanal abschlagen. Hierzu gibt es in der Aue „Pumpstation“, hinter dem Pletschmühlenweg, im Ufer des Randkanals eine betonierte Überlaufschwelle. Ihre Breite und Höhenlage ist so berechnet, dass es in der Ortslage Pulheim zu keinen Überflutungen kommen soll. Das war dieses Mal anders: Das extreme Hochwasser konnte nicht über den Randkanal ablaufen. Das Bachwasser begann sich zurück zu stauen.

An der Straße Im Büngertchen, einige hundert Meter vor dem Randkanal, trat der Bach dann über die Ufer. Einige Keller und Hausgärten  waren betroffen. Vor Jahren hatte hier der Bachverband schon an beiden Ufern kleine Erdwälle errichtet. Diese werden aktuell bis zur Straße „Rossweiherfeld“ verlängert .

Horst Engel: „ Nun wäre es ergänzend zu überlegen das Feld neben der Aue „Pumpstation“ in den Überflutungsraum einzubeziehen“.