Ronnen, Fließe, Gräben und so genannte Nebengewässer Pulheimer Bach (rund 100 Kilometer) - Wasserwirtschaftlich „schlafende Riesen“

Zusammenhänge

Die so genannten Nebengewässer Pulheimer Bach münden in den Pulheimer Bach. Sie haben ihren historischen Ursprung in kleinen Muldentälchen am Nordosthang der Ville. Bei Regen führten sie das Oberflächen- und Drainagewässer als wilde Abflüsse zu Tal – oft mit heftiger Welle und schweren Schäden. Der Bachverband unterhält sie nach Satzung – etwa 4 Kilometer.
Nach Verwaltungsvereinbarungen mit der Kreisstadt Bergheim, der Stadt Frechen und der Stadt Pulheim werden weitere Ronnen, Fließe und Gräben unterhalten – etwa 90 Kilometer.
Diese Gewässer, auch der Pulheimer Bach, hat der Gesetzgeber als „Gewässer dritter Ordnung“ eingestuft – heute eher „verharmlosend“ als „sonstige Gewässer“.

Land unter auf den Feldern entlang Manstedtener Graben, Bereich Windschutzhecke.

Im Rahmen der Flurbereinigung wurden diese Gewässer begradigt und teilweise mit Betonsolschalen ausgebaut. Bei Regen sollte das Wasser schnell abgeführt werden. Es galt: „Was man nicht mehr sieht ist auch nicht gefährlich“. Da die ackerbaulichen Flächen bis an die Böschungskanten heranreichten, also Gewässerschutzflächen/Blühstreifen fehlten und immer noch fehlen, wird durch ständige Erosion, über Wind und Wasserverfrachtung, im Tonnenmaßstab (!), wertvoller Löss/Lehm in diese Gewässer eingetragen. Dieser Eintrag behindert die Vorflut/den Abfluss, erzeugt zusätzliche Hochwassergefahr und muss laufend in aufwendiger und teurer Unterhaltungsarbeit beseitigt werden.

Rot: Erosionsgefahr am Pulheimer Bach bei konventioneller Bodenbearbeitung.

Weniger Rot: Weniger Erosion bei konservierenden Bearbeitung.

Quelle: Aus „Kooperations- und Patenschaftsabkommen v. 2008 mit der Universität zu Köln (UzK), Geographisches Institut. Dipl.-Arbeit 2009. „Modellbasierte Analyse von Bodenerosion und Sedimentaustrag in den Einzugsgebieten von Dissenbach und Pulheimer Bach.“ Prof. Dr. Karl Schneider und Dr. Peter Fiener (UzK) – vorgelegt von Christian Hartmann.

Beispiele aus dem Verbandsgebiet für Bodenerosion

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Ackerfurche in Falllinie statt quer dazu.

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Schwemmfächer sind leicht zu finden.

Schon heftiger:

Rillenausbildung beschleunigen den Abtrag. Das kann sogar Muren auslösen.

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Erosionsfolgen:

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Mure, Glessener Höhe, Holweg

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Verlust an wertvollen Böden gleichen Landwirte oft mit minderwertigem Aushub aus; leicht zu erkennen an der hellen Farbe.

Aufwendige Gewässerunterhaltung:

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Brauweiler Ronne: Löß/Lehm-Eintrag in nur einem Jahr.

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Sträucher müssen auf den Stock gesetzt werden.

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Immer die gleiche Ursache: Ackerbau bis an die Böschungskante.

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Sanierung Oberlauf Nördliche Dansweiler Ronne, Januar 2022.

Abhilfe schaffen:

Durch ein kommunales Konzept des Grunderwerbs zum Anlegen von Gewässerschutzstreifen könnte der Unterhaltungsaufwand minimiert und der Hochwasserschutz verbessert werden.

Der Abfluss wird durch Drainageflächen verstärkt.

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Beispiel für einen Drainageplan.

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Drainagemündungen in den Langen Graben.

Rechtliche Hinweise

Bund- und Landesgesetzgeber haben für die Unterhaltungsarbeiten die Wasser- und Bodenverbände gestärkt und das Recht auf Eigentum eingeschränkt. So müssen die Landwirte bzw. Grundstücks- eigentümer das Betreten ihrer Flächen und das Ablegen des Aushubs auf ihren Feldrändern gestatten und dulden. Der Bachverband ist verpflichtet diese Arbeiten vorher den Grundstückseigentümern mitzuteilen. Dies erfolgt seit Jahren in enger Abstimmung und meist in der Zeit zwischen den Ernten und der Wiederbestellung der Felder.

Die vier Nebengewässer Pulheimer Bach

01 Manstedtener Graben

  • Länge 1,092 km

Das Gewässer nimmt seinen Anfang unterhalb der L 213/Fliesteden, entlang der über 4 m hohen, für die Gegend einzigartigen Windschutzhecke, bis zur Marienkapelle St. Apolonia.

02 Langer Graben

  • Länge 1,615 km

Das Gewässer ist die Verlängerung des Manstedener Grabens, ab Kapelle St. Apolonia und fließt bei Regenwetter entlang des Sintherner Weges talwärts.

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Betonquerschwellen bremsen den oft heftigen Abfluss: hier Langer Graben.

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Mündung Langer Graben in den Pulheimer Bach – hässlich.

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Renaturierter Bachabschnitt Pulheimer Bach, Höhe Parkplatz GGS Sinthern/Geyen/Mündung Langer Graben. Die Rohrmündung ist durch Ufer-Begleitgrün optisch kaschiert.

03 Am Born

  • Länge 0,665 km

Das Gewässer nimmt auf der Höhe, etwas oberhalb der Quellen des Keuschenbroichbachs seinen Anfang. Bei Regen fließt es entlang des asphaltierten Wegs talwärts und mündet etwa in der Mitte der Talsperre Sinthern. Nach langwierigen Grundstücksverhandlungen steht die Talsperrenfläche inzwischen im Eigentum des Bachverbandes, so dass das Gewässer in Richtung Taltiefe und in Mäanderbögen umgestaltet werden kann; ein Beitrag zum Hochwasserschutz.

04 Blutgraben

  • Länge 0,595 km

Das Gewässer nimmt am Auslaufbauwerk des Hochwasserrückhaltebeckens in Glessen, am Friedhof, seinen Anfang, durchquert Glessen und mündet am Ortsrand von Glessen in den Pulheimer Bach.

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Blutgraben in Glessen, Höhe „Im Frankenfeld“.

Zusätzliches Hochwasserschutzpotential:

Links und rechts der Nebengewässer des Pulheimer Bachs könnten durch Grunderwerb jeweils 10 m breite Gewässerschutzstreifen angelegt werden. Innerhalb der dann relativ breiten Gesamtfläche können dann Mäanderbögen die Fließgeschwindigkeit vermindern und das Rückhaltevolumen vergrößert werden. Alternativ könnten im Nebenschluss Sickermulden oder Sickerschächte für zusätzlichen Hochwasserschutz sorgen.

Nördliche Dansweiler Ronne

  • Länge: 4,44 km
  • Tn 50: 2,13 m³/Sekunde
  • Tn 100: 2,42 m³/Sekunde
  • EZG: 7,61 km²

Erläuterung:
Tn = Abfluss gemäß Niederschlagsabflussmodell (NAM) von 2002 für das 50-jährliche oder für das 100-jährliche Regenereignis.
EZG = Einzugsgebiet
)* Unterhaltung nach Verwaltungsvereinbarung mit der Stadt Pulheim

Die Nördliche Dansweiler Ronne nimmt am Auslaufbauwerk des Hochwasserrückhaltebeckens Dansweiler Wald ihren Anfang. Sie schützt die Ortslage Pulheim-Dansweiler. Talwärts fließt sie vorbei an Heidehof und Brunnenhof, unterquert die Dansweiler Straße/L 91, die Glessen mit Dansweiler verbindet, dann weiter parallel zum Sintherner Holzweg, unterquert die Brauweiler Str. zwischen Sinthern und Brauweiler und erreicht vor der Bonnstraße die Verrohrung bevor sie im Gewerbegebiet Donatusstraße über ein HRB gedämpft in die Brauweiler Ronne mündet.

Vorflut im Bereich HRB Dansweiler Wald

Aus dem Wegenetz des Dansweiler Waldes und aus den ackerbaulichen Flächen wird durch wilde Abflüsse (große blaue Pfeile) regelmäßig Löss/Lehm in den Oberlauf der Ronne eingetragen und so der ordentliche Abfluss behindert. Beim Katastrophenregen vom 14. Juli 2021 trat die Ronne über die Ufer und floss als rund 6 m breiter Fluss zu Tal. Geparkte Autos standen in der Nacht im Wasser, so die Anlieger.

Wilde Abflüsse

Ende 2021 und Anfang 2022 war eine komplette Sanierung nötig. Zusammen mit dem Landesbetrieb Wald und Holz wurde auch die Sanierung der betroffenen Waldwege vorgenommen, ihre Neigung in Richtung HRB und Ronne wiederhergestellt und der Hochwasserschutz verbessert. Alle Durchlässe, in der Gewässerunterhaltung als so genannte „Erschwerer“ bezeichnet wurden in Kooperation mit der Stadt Pulheim freigespült.

Auslaufbauwerk – Wasserseite

Der noch völlig intakte Hochwasserschutzdamm wird wieder in die engere Unterhaltung genommen. Der Bewuchs auf dem Damm wird „jung gehalten“.

Südliche Dansweiler Ronne

  • Länge: 1,965 km
  • Tn 50:   0,22 m³
  • Tn 100: 1,08 m³
  • EZG:     1,24 km²

Die Südliche Dansweiler Ronne nimmt ihren Anfang im Bereich der Marienstraße, vorbei am Schützenplatz und setzt sich ab der Straße „An der Ronne“ als verrohrtes Gewässer fort.

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An der Ronne

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Verteilerbauwerk

Vor der Mathildenstraße/Tomburgstraße mündet sie in einem großen Verteilerbauwerk in die Südliche Brauweiler Ronne, die die Mathildenstraße unterquert und vorbei an der Rückseite des Schulzentrums Richtung Bonnstraße verläuft.

Beim Katastrophenregen vom 14.7.2021 ist sie im Bereich „An der Ronne“ über die Ufer getreten, so die Anlieger.

Freimersdorfer Ronne

  • Länge: ca. 2,0 km
  • Tn 50:        2,90 m³/Sekunde
  • Tn 100:      3,46 m³/Sekunde
  • EZG:          4,07 km²

Die Freimersdorfer Ronne nimmt an der Stadtgrenze zwischen Pulheim und Frechen-Königsdorf ihren Anfang. Sie fließt durch die offene Feldflur und geht westlich von Freimersdorf in die Südliche Brauweiler Ronne über.

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Böschung mähen und ausbaggern. Besser wären    einzelne Kopfweiden als Uferbegleitgrün, Gewässerschutzstreifen oder Blühstreifen. Sie reduzieren nachhaltig die Gewässerunterhaltung.

Brauweiler Ronne

  • Länge:   ca. 2,44 km
  • Tn 50:    6,72 m³/Sekunde
  • Tn 100:  8,55 m³/Sekunde
  • EZG:   18,11 km²

Die Brauweiler Ronne nimmt sozusagen ihren Anfang mit dem Auslaufbauwerk Gewerbegebiet Donatusstraße. Sie fasst den kompletten Abfluss von drei Ronnen, der Nördlichen Dansweiler Ronne, der Südlichen Dansweiler Ronne und der Freimersdorfer Ronne und mündet in einem ultar-naturfernen Kanalbauwerk, kurz vor Köln-Widdersdorf in den Kölner Randkanal.

Zur hohen Abflussleistung ein Vergleich: Der Pulheimer Bach kann 3 m³/Sekunde schadlos abführen

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HRB-Gewerbegebiet Donatusstraße

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Donatusstraße/Kölner Randkanal

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Leider sind die letzten 50 m vor der Mündung in Kölner Randkanal verrohrt. Schon nach leichtem Regen setzen sich Schwemmsel auf den Rost – ein ständiger Betriebspunkt. Besser: Verrohrten Bereich öffnen.

Beim Katastrophenregen vom 14. Juli 2021 trat der Kölner Rand-Kanal, etwa 400 m nach der Einmündung der Brauweiler Ronne über die Ufer. Betroffen waren nur Wege- und Straßenflächen in Köln-Widdersdorf .