In Glessen, im Naturschutzgebiet „Liebesallee“, liegt das Hauptquellgebiet Pulheimer Bach. Die beiden Detailkarten zeigen über 30 eingemessene Sickerquellen. Der Pulheimer Bach hat noch drei weitere Quellen:
- Glessen, Im Selch (Ortslage)
- Glessen, Abtsmühlenbach (Ortsrandlage)
- Glessen/Sinthern, Keuschenbroichquellbach
Schon der Name „Glessen“ lässt bei Historikern und Sprachforschern nicht zweifeln: Im Namen Glessen verbirgt sich wahrscheinlich eine uralte Bezeichnung eines Gewässernamens im Sinne von „schmutzig – sumpfigem“ Wasser. Denn alle natürlichen Quellen des Pulheimer Baches entspringen in der Ortslage Glessen aus einem sogenannten Stauhorizont, der innerörtlich von der Quelle „Im Selch“, am Nordhang, Richtung Keuschenbroichquelle verläuft. Der Stauhorizont besteht aus einer wasserundurchlässigen Tonschicht, die an sehr vielen Stellen Quellwasser austreten lässt. Diese Quellen, hinter der Feuerwehr im Naturschutzgebiet über sechzig (60!), nennt man Sickerquellen. Bedingt durch die rege Bautätigkeit stehen inzwischen zahlreiche Gebäude auf diesem Stauhorizont. Ein dichtes Netz von Drainagen zur Ableitung des Quellwassers war erforderlich. Aus dem Neubaugebiet „Am Keuschenbroichbach“ plätschert zum Beispiel seit Jahren und ganzjährig ein junger Seitenarm der Abtsmühlenquelle. Die vier Hauptquellen Glessener Bach, Im Selch, Abtsmühlenbach und Keuschenbroichbach vereinigen sich im Tal zum Pulheimer Bach. Zusätzlich speist das durch das Membranklärwerk gereinigte Abwasser in „Badewasserqualität“ den Pulheimer Bach. Auf dem 9 Kilometer langen Weg über Sinthern, Geyen, Pulheim, bis in den alten Rheinarm, der Großen und Kleinen Laache, an der Stadtgrenze zu Köln, tritt bei Regenwetter noch Oberflächenwasser aus den Nebengewässern hinzu. Das machten auch umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen erforderlich, sogenannte Regenrückhaltebecken. Insgesamt werden jährlich rund 2 Millionen Kubikmeter Bachwasser in der Laache versickert und im Untergrund dem Wasserwerk Köln-Weiler zugeführt.
Quelle Liebesallee
Hauptquelle des Pulheimer Bachs ist das ausgedehnte Quellgebiet Liebesalle in Glessen, unterhalb der Glessener Höhe, mit Teichen und Sumpfflächen, die unter dem Namen „Entenmeer“ bekannt sind. Das Gebiet steht unter Landschaftsschutz. Von der Glessener Höhe (204 MüNN) hat man einen schönen Ausblick auf das Quellgebiet.
Abtsmühlenquelle
Am Ortsrand von Glessen liegt die Abtsmühlenquelle. Sie führt ganzjährig Wasser und mündet über eine Sohlgleite vor der Brücke in den Pulheimer Bach. Sie wurde 2005 durch den Bachverband renaturiert. Es wurden zwei Blenken (Teiche) angelegt. Die Kaskade wurde durch eine Sohlgleite ersetzt. Der untere Teil der Kaskade wurde zu Anschauungszwecken erhalten. Eine Erzählstation erläutert im Rahmen der regionale2010 den Zusammenhang.
Quelle Im Selch
Am Ortseingang aus Richtung Oberaußem liegt links neben der Straße ein neues Baugebiet mit der gefassten Quelle Im Selch, die etwa 100 m in Richtung Ortsmitte in den Pulheimer Bach mündet. Die Quelle führt ganzjährig Wasser.
Keuschenbroichquelle
Oberhalb von Sinthern, im Landschaftsschutzgebiet, entspringt die Keuschenbroichquelle. Das Quellgebiet wurde vom Rhein-Rhein-Erft-Kreis umgestaltet und u.a. auch eine Blenke (kleiner Teich) angelegt.
Das System der Dämme im NSG Liebesallee
Der Hauptquellast im Naturschutzgebiet Liebesallee weist heute mehrere Dammbauwerke aus. Der erste Damm liegt etwas westlich, unterhalb von Gut Neuhof. Der Durchlass scheint später angelegt worden zu sein.
Der zweite Damm liegt etwa 300m Bach abwärts und etwas östlich von Gut Neuhof. Er ist offensichtlich durch Einbau von Abbruchmaterial entstanden. Noch heute findet man eine Menge Steine und Mauerreste. Vermutlich sollte er auch befahrbar sein. Deshalb hat man auch eine Zufahrt angelegt, die über einen Hohlweg auf den Damm führt. Der Damm ist etwa 100m breit und ca. 3m hoch.
Der dritte Damm liegt etwa 200 m weiter Bach abwärts. Er hat wohl nachträglich einen Durchlass bekommen, da hier auch bei Trockenwetter Schichtenwasser anfällt. Er ist ca. 2m hoch und ca.100 m breit.
Der vierte Damm liegt in einem sehr sumpfigen Bereich, ca. 200 m hinter dem dritten Damm, Bach abwärts. Seine Höhe beträgt etwa 3 m, seine Breite ca. 100 m. Sein Durchlass führt ständig Wasser.
Der fünfte Damm liegt unterhalb der Ackerfläche, die an Gut Neuhof angrenzt. Vermutlich wurde er als direkter Fahrweg oder für den Viehtrieb aus dem Wald heraus zum Gut Neuhof angelegt. Der Boden ist hart und fest.
Damm sechs hat echte Rückhaltefunktion. Seine Länge beträgt etwa 80m, seine Höhe etwa 3m. Ein Rohrdurchlass gibt ständig Wasser nach unten ab.
In einem geordneten Verfahren konnte Damm sieben in Handschachtung am 30. November 2022 endlich geöffnet werden.
Der nach Faulgasen „stinkende“ Teich läuft jetzt langsam leer und 26 der eingemessenen Sickerquellen schütten jetzt direkt in den Bachlauf. Das war das Ziel.
Damm acht ist der Hochwasserschutzdamm „Liebesallee“, zugleich Straßendamm, die Haupterschließungsstraße Richtung Glessener Höhe. Rückhaltevolumen 25.000m³ mit zwei Durchlässen und deshalb ein ständiger Betriebspunkt. Vom Damm acht nimmt auch die „Wassererlebnislandschaft“ des Erlebnispfades ihren Anfang.