Edelkrebsprojekt

Das Edelkrebsprojekt am Pulheimer Bach startete 2009 als Kooperationsprojekt des Edelkrebsprojektes NRW, des Unterhaltungsverbandes Pulheimer Bach, des Geographischen Institutes der Uni Köln und der Krebszucht Groß. Der folgende Artikel erschien am 10. Juli 2009 im Kölner Stadtanzeiger:

Nachtwandler auf zehn Füßen

Edelkrebse sollen im Pulheimer Bach ausgesetzt werden. Noch befinden sie sich in der Aufzuchtstation und sind gerade mal einen Zentimeter lang. Läuft alles nach Plan, dann werden die Krebse im Herbst ausgesetzt. Bis zu 18 Zentimeter groß werden die meist einheitlich braun gefärbten zehnfüßigen Edelkrebse. Noch sind die vor drei Wochen aus Eiern geschlüpften Edelkrebse in der Aufzuchtstation. Doch über die künftige Heimat der gerade mal ein Zentimeter langen Winzlinge, die sich noch in der Eifel tummeln, ist schon entschieden. Im Herbst, wenn sie auf drei bis vier Zentimeter herangewachsen sind, sollen 1000 bis 1200 Edelkrebse (auch Europäische Flusskrebse genannt) im ersten renaturierten Abschnitt des Pulheimer Baches ausgesetzt werden. Dort, hinter der Grabenmeisterei des Unterhaltungsverbandes Pulheimer Bach an der Straße „An der Bachaue“, sollen sich die nachtaktiven, vom Aussterben bedrohten Tiere auf einer Länge von 700 Metern tummeln und nach Lust und Laune verstecken können.

In ihrer neuen Heimat sollen die meist einheitlich braun gefärbten, zehnfüßigen Edelkrebse auf ihre volle Größe – 18 Zentimeter von der Nasenspitze bis zum Schwanzende, die zwei großen Scheren nicht eingerechnet – heranwachsen und in ihrem natürlichen Lebensraum unbehelligt leben können. Ob einige der Gesundheitspolizisten – Edelkrebse ernähren sich auch von verendeten und kranken Tieren – auch in der Großen Laache, nahe von Gut Pletschmühle, eine neue Heimat finden, wird sich zeigen. Mit der Idee liebäugeln Dr. Harald Groß, Leiter des Edelkrebsprojektes NRW, und der Unterhaltungsverband Pulheimer Bach, in jedem Fall. Doch muss das Gewässer noch einen Eignungstest bestehen. Auch den renaturierten Abschnitt des Pulheimer Baches werden Groß und seine Mitstreiter noch auf Herz und Nieren testen.

Schließlich müssen sie die Schlüsselfrage klären, ob es in den Gewässern Amerikanische Flusskrebse gibt. Ist der Exot dort beheimatet, dann ist das Gewässer für die heimischen Edelkrebse tabu. Der Grund: Der Einwanderer überträgt die Krebspest, einen Pilz, der für heimische Krebse gefährlich und sogar tödlich ist. Der Immigrant selbst ist gegen den Pilz resistent. Der Test am Pulheimer Bach ist übrigens rein vorsorglich, denn bislang gibt es dort keine Hinweise auf die Existenz Amerikanischer Flusskrebse.

Übrigens haben Groß und sein Team ganz bewusst entschieden, den renaturierten Abschnitt des Gewässers in das „Edelkrebsprojekt NRW“ aufzunehmen. „Wir haben noch nie Edelkrebse in einem renaturierten Gewässer ausgesetzt“, sagt Harald Groß. Doch seien die Tiere gute „Strukturindikatoren“, die viel über die Qualität eines Gewässers und den Erfolg der Renaturierung aussagen. Denn: „Fühlen sich die Edelkrebse wohl und überleben sie, dann ist das Projekt gelungen.“ Die Tiere in dem renaturierten Gewässer anzusiedeln ist zugleich auch eine Überprüfungsmöglichkeit, ob der Bach schon „für solche Strukturindikatoren geeignet ist“, so Groß.

Das Projekt sei zugleich auch wichtig für die Öffentlichkeitsarbeit: Viele Bürger setzten exotische Fische, Schildkröten und Krebse aus Unkenntnis aus. „Wüssten sie, dass sie Tausende anderer Tiere umbringen, weil sie Krankheiten übertragen oder schwächere Arten verdrängen, dann würden sie es nicht tun“, so Groß.

Website Edelkrebsprojekt NRW

Edelkrebse Stars auf dem Tag der offenen Tür

Edelkrebse wurden am Pulheimer Bach ausgesetzt

Am 6. Oktober 2010 wurde die zweite Rate von ca. 1.000 Edelkrebsen im Pulheimer Bach und in der Großen Laache ausgesetzt.

Dritte Rate Edelkrebse am Pulheimer Bach ausgesetzt

Zunächst war eine ausführliche Voruntersuchung nötig um herauszufinden, ob der renaturierte Pulheimer Bachabschnitt, zwischen Junkerburg in Geyen und der B 59 N, überhaupt geeignet ist, dort zu versuchen Edelkrebse wieder anzusiedeln. Falls ja, dann wäre das landesweit ein einzigartiges Projekt in einem renaturierten Bachabschnitt. Biologe Dr. Harald Groß aus Bad Münstereifel, der dort seit Jahren erfolgreich eine Edelkrebsaufzuchtstation betreibt, konnte für das Projekt gewonnen werden.

Die Voruntersuchung schloss mit einem positiven Ergebnis ab: Der renaturierte Bachabschnitt ist so naturnah gestaltet worden, dass Wasserqualität, Bachgrund und Bachufer vielfältige Möglichkeiten für Nahrungsvielfalt, Verstecke und Unterschlupf des Edelkrebses garantierten.

Entscheidend war aber, dass es keinerlei Spuren und Hinweise auf den amerikanischen Kamberkrebs gab. Der Kamberkrebs trägt und verbreitet die so genannte Krebspest. Sie ist für den europäischen Edelkrebs absolut tödlich und hat den europäischen Edelkrebs in Deutschland fast ausgerottet. Deshalb hat der Bachverband parallel dazu auch Kontakt mit den Zoo- und Aquariengeschäften aufgenommen, um dafür zu werben keine Kamberkrebse zum Verkauf anzubieten. Auch das war erfolgreich. So konnte das Projekt im Herbst 2009 starten. Es war auf drei Jahre angelegt. Rund die Hälfte der Gesamtkosten von 12TEuro konnte durch Spenden aus der Bürgerschaft und von Betrieben gedeckt werden. Weitere, steuerabzugsfähige Spenden sind willkommen.

Im Herbst 2009, 2010 und in den aktuellen Herbstferien 2011 wurden dann jeweils rund 1.000 ein- und zweijährige Edelkrebse ausgesetzt. Sie häuten sich jedes Jahr und werden bis zu 18 Zentimeter groß. Schon die zweijährigen Krebse können mit ihren Zangen spürbar in die Finger zwicken, so die Erfahrung der Schülerinnen der Marion-Dönhoff-Realschule in Pulheim, die mit großem Interesse Dr. Groß beim Aussetzen der Krebse unterstützten. Die Elterntiere stammen übrigens aus einem kleinen Edelkrebsvorkommen im Großraum Köln. Damit wurde sichergestellt, dass nur Gene von Tieren weitergegeben werden, die aus der Region stammen. Durch Zufallsfunde bei Projektarbeiten der Grünen Klassenzimmer am Pulheimer Bach ist inzwischen schon belegt, dass das Ansiedlungsprojekt wohl ein Erfolg wird.

Ab Sommer 2012 soll dann zur Nachtzeit eine systematische und wissenschaftlich begleitete Suche erfolgen, um die Entwicklung des Projektes begleiten und dokumentieren zu können. Das Edelkrebsprojekt zählt zum „Erlebnispfad Pulheimer Bach“ und ist im Internet unter www.erlebnispfad-pulheimer-bach.de zu finden.