50 Jahre Pulheimer Bach –
von der Natur zum Beton und zurück zur Natur

Im Rahmen der regionale2010 und REGIOGRÜN bot sich dem Unterhaltungsverband Pulheimer Bach (gegründet 1964) die Möglichkeit, sich als assoziiertes Projekt von REGIOGRÜN mit einer ausführlichen Projektskizze für Fördermittel zu qualifizieren, um den 9 Kilometer langen Pulheimer Bach zu renaturieren.
Leitgedanke hierbei war, dem Bach wieder mehr Raum zu geben und seine natürlichen Reinigungskräfte zurückzugewinnen, um möglichst sauberes Bachwasser in der Großen und der Kleinen Laache, einer ehemaligen Rheinschlinge, zu versickern.

Hintergrund ist, dass das Wasser nach etwa zehn Jahren Fließzeit im kiesigen Untergrund die Brunnengalerien des Wasserwerkes Köln-Weiler erreicht, wo es zu Trinkwasser aufbereitet wird. Die Qualifizierung war erfolgreich, so dass im Laufe der Jahre der Bach von seinem Betonbett befreit wurde und teilweise immer noch wird. Zunehmend begann sich die Bevölkerung für das Projekt zu interessieren, und so entstand der Wunsch, die Gründe für die Renaturierung anschaulich zu erläutern und damit gleichzeitig auch ein Erfordernis der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen: Der Erlebnispfad war geboren.

Dabei erwies sich das Patenschafts- und Kooperationsabkommen mit dem Geographischen Institut der Universität zu Köln als echter Glücksfall. So leisten seit 2008 Studierende in Kooperation mit vielen Schulen im Einzugsgebiet wissenschaftliche Feldarbeit und bereichern auf diese Weise das ganze Projekt. 2014 richtete das Geographische Institut ein Lernlabor auf dem Gelände der Bachmeisterei ein. Die Schulen schlossen sich dort zur „Pädagogischen Achse der Anrainerschulen“ zusammen, übernahmen Patenschaften für einzelne Bachabschnitte und gewannen bei Wettbewerben viele Preise. Jeder Renaturierungsabschnitt wird mit einem Lernsteg ausgestattet, der als „außerschulischer Lernort“ dient, was einzigartig in der Region ist.

Renaturierung des Pulheimer Bachs – vorher und nachher

Durch die Kooperation mit der Universität zu Köln, Geographisches Institut, wurde es möglich, dass der renaturierte Bachabschnitt in Bergheim Glessen, zwischen Ortsrand Glessen und Ortsrand Pulheim-Sinthern gescant werden konnte. Die Bearbeitung hatte Diplom Geograph Dirk Hoffmeister vom Geographischen Institut gemacht.

Bild 1 zeigt die Situation vor der Renaturierung. Der Bach verlief noch links, in Beton gefesselt, unter dem Gehölzstreifen. Die Bachaue in Taltiefe wurde ackerbaulich genutzt. Bild 2 zeigt die Karte als Gelände-Scan nach der Renaturierung. Sehr schön zu sehen die Gewässeraufweitung und wie sich der Bach in Mäanderbögen wieder in Taltiefe durch die Bachaue schlängelt. Auch nachzuvollziehen ist, dass diese Bachaue bei Hochwasser erhebliche Mengen Bachwasser aufnehmen kann. Horst Engel: „Überschlägig gewonnener Hochwasserschutz mit rund 10.000 Kubikmeter Bachwasser, zusätzlicher Hochwasserschutz für Sinthern und alles ohne Mehrkosten.“

Blaue Linie weist den Weg

Immer dort wo der 9 Kilometer lange Pulheimer Bach, zwischen Bergheim-Glessen und Pulheim, in den Citylagen in einem Rohr verschwindet, haben Bürgerinnen und Bürger die Vorstellung verloren, dass da im Untergrund der Pulheimer Bach fließt. Im Rahmen des Erlebnispfades „Wasserachse Pulheimer Bach“ ändert sich das: Blaue Betonsteine mit weißer Doppelwelle, im Abstand zwischen 10 und 15 Metern auf diesen verrohrten Abschnitten verlegt, weisen nun den Weg. Sie wecken wieder die Vorstellung: Da unten fließt der Bach. Rund 100 blaue Steine wurden von den Mitarbeitern des Bachverbandes auf den verrohrten Abschnitten fachgerecht verlegt.

Detailkarten