Ertüchtigung der Zentralkläranlage Pulheim mit Membranbelebungsanlage und Wasser in der Region halten

Pulheim/Rhein-Erft-Kreis/Köln:
Medienmitteilung 13.07.2022

Die Stadtverwaltung teilte als Zwischenstand am 14. 12. 2021 folgendes mit:

„Im ersten Schritt wurde am 18.08.2021 das Ing-Büro Dahlem beauftragt, im Rahmen einer Studie im Wesentlichen folgenden Leistungen zur Frage einer Einleitung des Ablaufs von Abwasser aus der ZKA in den Pulheimer Bach zu erbringen:

  1. Recherche und systematische Zusammenstellung der zu beachtenden rechtlichen Randbedingungen.
  2. Diskussion und Ausarbeitung von einzuhaltenden Grenzwerten bzw. Qualitätszielen an den gereinigten Kläranlagenablauf, der in das Oberflächengewässer eingeleitet werden soll.
  3. Diskussion und Ausarbeitung von maximalen Fördervolumenströmen, die in das Oberflächengewässer eingeleitet werden dürfen (ggf. in Abhängigkeit des natürlichen Abflusses im Gewässer).
  4. Diskussion und Aussagen zu qualitativen und quantitativen Auswirkungen der Maßnahmen auf den Wasserhaushalt (Grundwasser und Oberflächengewässer).
  5. Abstimmung der geplanten Maßnahmen mit den Genehmigungsbehörden und Projektbeteiligten (Bezirksregierung, Untere Wasserbehörde, Unterhaltungsverband Pulheimer Bach, RheinEnergie als Trinkwassererzeuger etc.)
  6. Detaillierte Dokumentation der Studie (Erläuterungsbericht, Lageplanskizzen etc.).
  7. Grobe Kostenschätzung

Wenn die Ergebnisse vorliegen, werden diese im zuständigen Ratsgremium vorgestellt“.

Der erneute Dürresommer mit anhaltendem Niedrigwasserstand in der Großen Laache  hat Horst Engel am 13.7.2022 zum Anlass genommen Bürgermeister Frank Keppeler anzufragen, wie inzwischen der Bearbeitungsstand ist.

Hintergrund:

Wenn die Ergebnisse vorliegen, werden diese im zuständigen Ratsgremium vorgestellt.

ürresommer und Niederschlagsdefizite führten in den letzten Jahren zu vielfältiger Wassernot. Bäche im Raum Köln fielen trocken. Auch der Pulheimer Bach verzeichnete Wassernot. Talsperren hinken den gewohnten Füllständen hinterher. Einschränkungen beim Wasserverbrauch wurden publik. Landwirtschaft und Biodiversität leiden. Im Pulheimer See sinkt der Wasserspiegel, der zugleich die Höhe des Grundwasserstands anzeigt. Damit ist auf Sicht das Wasserwerk Köln-Weiler tangiert. Es liefert für die Stadt Pulheim und den Kölner Norden das Trinkwasser. Halten Dürresommer und Niederschlagsdefizite an, sind das keine guten Perspektiven. Am Ende geht es um die Trinkwasserversorgung. Deshalb hat Horst Engel den Mehrheitsfraktionen empfohlen einen entsprechenden Antrag an  Bürgermeister Keppeler zu richten. In ihrem Antrag an Bürgermeister Frank Keppeler heißt es:

Statt Kläranlagenablaufwasser weiter über Kölner Randkanal und Rhein in die Nordsee zu verlieren, soll die Zentral-Kläranlage Pulheim mit einer Membranbelebungsanlage und ergänzender Spurenstoffelimination aufgerüstet werden. Das führt zu einer Wasserqualität, die den Anforderungen der Badegewässerrichtlinie entspricht. Über eine 2 Kilometer lange Rückleitung soll es in den Pulheimer Bach geleitet werden (Bild). Sein einzigartiges Teichkettensystem, mit berechnetem Volumen und berechneter Aufenthaltsdauer, mobilisiert naturnah und nachhaltig natürliche Reinigungskräfte, die die Wasserqualität weiter verbessern. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen und erlaubt am Ende die vollständige Versickerung in der Großen Laache, einem alten Rheinarm, ein für die Naherholung bedeutenden Naturschutzgebiet zwischen Pulheim und Köln.

Engel, Verbandsvorsteher Unterhaltungsverband Pulheimer Bach: „Das ist kein Neuland. Membranbelebungsanlagen sind seit 1998 mit der Kläranlage Rödingen (Erftverband) bekannt. Weitere Anlagen folgten. Der Erftverband konnte sich hier mit seiner einzigartigen Expertise auszeichnen“. So seit 2008 mit der Kläranlage Bergheim-Glessen/Fliesteden. Diese Kläranlage leitet ihr so gereinigtes Kläranlagenablaufwasser in den etwa 10 Kilometer langen Pulheimer Bach, der dann am Ende, an der Stadtgrenze zu Köln, über einen 250 Meter langen Versickerungsschlitz vollständig versickert; jährlich zwischen 1,5 und 2 Millionen Kubikmeter.  Mehr noch: Eine 3,6 Kilometer lange Rückleitung speist auch noch den Fliestedener Bach und das allseits geschätzte Stillwasserbiotop „Ommelstal“, zwischen Bergheim-Fliesteden und Pulheim-Stommeln. Seit Oktober 2020 ist zur Spurenelimination zusätzlich eine Aktivkohlefilterstufe in Betrieb. Sie erhöht die Reinigungsleistung und hält weitgehend gelöste Mikroschadstoffe zurück.

Als „Reserve-Retentionsfläche“, so Engel,  soll das seit Jahren brach liegende, über 500 m lange Graben- und Versickerungssystem, im Anschluss an die Große Laache und auf dem Stadtgebiet Köln gelegen, in das Konzept einbezogen werden.

„Durch die Realisierung des Konzeptes entsteht für Generationen ein bedeutender und vorbildlicher Mehrwert: Es verbessert die Klärleistung auch hinsichtlich der Belastung von Arzneimittelrückständen und Mikrofeinplastik. Es verbessert den Ressourcenschutz im Einzugsgebiet des Wasserwerkes Köln-Weiler. Bedeutende Biotope der Region, wie Pulheimer Bach, Große und Kleine Laache sowie ihre Biodiversität werden dauerhaft erhalten und stabilisiert“, so Engel. Die Stadtverwaltung Pulheim soll bei der Bezirksregierung Köln Fördermittel beantragen. Engel schätzt für den ersten Schritt, der Planung, einen Finanzbedarf von rund einer Million Euro.

Horst Engel