Drohende Auflösung Bachverband – NRW-Staatskanzlei mit Zwischennachricht

Im Parforceritt wollen die Stadtverwaltungen von Bergheim und Pulheim den Bachverband auflösen.

Zeit für eine erfolgreiche Abwehr blieb Verbandsvorsteher Horst Engel nicht: Am 12. Mai um 06 Uhr erhielt er vom stellvertretenden Verbandsvorsteher Helmut Paul (CDU, Bergheim-Glessen) die Vorlagen für die Ratsgremien in Bergheim. Rund 6 Stunden später mit telefonischer Ankündigung auch die Vorlagen von der Stadtverwaltung Pulheim.

Engel wurde am 15. Juni 1992 zum Verbandsvorsteher gewählt. Er wurde Nachfolger von dem knapp 2 Monate zuvor plötzlich verstorbenen Willy Kreyer, viele Jahre Gemeindedirektor von Brauweiler und nach der kommunalen Neugliederung (1975) Erster Beigeordneter der neuen Gemeinde Pulheim.

Engel hat den Bachverband zu einem Kleinod unter den Wasser- und Bodenverbänden entwickelt. Mit perfektem Hochwasserschutz, einzigartiger Renaturierung und naturnahe Gewässerunterhaltung leisteten er und sein Team stets vorbildliche Arbeit. Kindergärten, Schulen und Wissenschaft nutzten den Bach als außerschulischen Lernort und für Geländepraktika. Die UNI-Köln errichtete vor 10 Jahren auf dem Gelände der Bachmeisterei (Bauhof) ein Bachlabor.

Ein Rückblick auf die pädagogische Arbeit des Bachverbands anlässlich des Tages der offenen Tür am 16. Mai 2025.

Jetzt wollte Engel aus Altersgründen den Generationswechsel einleiten. Ein Kollege aus dem Stadtrat hatte sich schon vorgestellt. Aber, Engel hatte wohl nicht mit der realen Verwaltungsbürokratie gerechnet. Mit der Begründung, man finde keinen ehrenamtlichen Nachfolger, entdeckten sie, statt sich weiter ernsthaft zu bemühen, oder im Herbst die neuen Räte entscheiden zu lassen, eine bequeme Lösung: Bachverband auflösen.

Engel blieb nicht viel Zeit. Wegen der sich verstärkenden Gerüchteküche wandte er sich als ehemaliger Landtagsabgeordneter (2000-2012) am 8. April an den NRW-Landtag. Landtagspräsident André Kuper gab Engels Eingabe, noch am gleichen Tag (!) mit Aktenzeichen 18/272 an alle Abgeordneten weiter. Am 3. Mai bat Engel die hiesige Landtagsabgeordnete Romina Plonsker um Unterstützung. Ihr Büro sicherte telefonisch Unterstützung zu. Am 6. Mai schaltete Engel Landesumweltminister Oliver Krischer ein.

Und, nachdem er am 22. Mai im Rathaus Bergheim, auf Initiative der dortigen FDP eingeladen war, um an der Vorberatung zum anschließen Fachausschuss teilzunehmen, um mögliche Fragen der Ratsmitglieder zur Auflösungsvorlage beantworten zu können, musste er unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die CDU-Mehrheit sperrte sich. Engel: „Schade, ich hatte extra einen Anzug angezogen“.

Wegen der immer knapper werden Zeit, kommenden Montag und Dienstag sollen beide Räte entscheiden, richtete Engel am 23. Mai einen eiligen Brief an Ministerpräsident Hendrik Wüst. Ein erster kleiner Lichtblick:

Die Staatskanzlei meldete sich wenige Stunden später mit einer Zwischennachricht. Aus ihr geht hervor, dass sie Engels Brief an das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr weitergeleitet haben.

Engel: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.