Bürgermeister Mießeler gibt dem Verbleib der Stadt Bergheim im Unterhaltungsverband Pulheimer Bach keine Chance.
Verbandsvorsteher Horst Engel: „Vorsicht, dann zerreißen Sie nicht nur die so genannte wasserwirtschaftliche Einheit“. Nur diese ermöglicht effektiven Hochwasserschutz, Gewässerunterhaltung und Renaturierung, weil kommunale Grenzen für Wasser- und Bodenverbände, also dem Unterhaltungsverband keine Rolle spielen. Deshalb haben die Bürger über Generationen hinweg dieses Instrument im Kampf gegen Hochwasser erfunden.
Der Ausstieg wäre für den so genannten „Unterlieger“, die Bürger von Sinthern, Geyen und Pulheim nur von Nachteil.
Hinzu kommen die Kosten: In der Verbandsumlage für 2025 hat der Bachverband Vollkosten von 5,20 €/lfdm ermittelt und von der Verbandsversammlung beschlossen. Darin ist auch pauschal der Aufwand enthalten, der dem Bachverband aus der Einleitung von Kläranlagenablaufwasser der Kläranlage Glessen-Fliesteden entsteht. Steigt Bergheim aus, müsste Pulheim die Kosten alleine tragen. Engel: „Das ist nicht gerecht“. Bergheim erstattet dem Erftverband als Betreiber der Kläranlage den Aufwand und nimmt hierzu von seinen Bürgern eine Abwassergebühr (2025: 4,92 € je Kubikmeter) und eine Niederschlagsgebühr (2025: 1,60 € je Quadratmeter angeschlossener Fläche). Bleibt es beim Ausstieg könnte Pulheim einen Anspruch auf Kostenbeteiligung durch die Stadt Bergheim bzw. Erftverband haben. Engel: „Die Wasser- und Bodenverbände nennen diesen Zusatzaufwand Erschwerer“. Bislang hat der Bachverband dem Verbandsmitglied Bergheim unter Erschwerer nur den Aufwand für die sichere Vorflut im Bereich von über 230 Durchlässen in Rechnung gestellt. Diese liegen zum Großteil im Einzugsgebiet der Erft und würden in Zukunft für den Bachverband entfallen, wenn der Erftverband übernimmt. Die Kläranlage käme aber hinzu, denn sie entwässert in den Pulheimer Bach. Als Berechnungsgrundlage könnte die Einleitungsmenge herangezogen werden. Diese schwankt in trockenen oder nassen Jahren überschlägig zwischen über 600.000 Kubikmeter/Jahr und über 700.000 Kubikmeter/Jahr. Die Gesamtwassermenge, die der Bachverband in der Großen Laache in die Versickerung bringt, liegt zwischen 1,5 und 2 Millionen Kubikmeter/Jahr – zwischen 1/3 und beinahe der Hälfte aus der Kläranlage. Engel: „Aus Gerechtigkeitsgründen muss daraus dann der finanzielle Anteil der Stadt Bergheim bzw. des Erfverbandes errechnet werden. Möglicherweise ein Nullsummenspiel“.
Bei einer Neukonzeption z.B. mit Bergheim als Verbandsmitglied, ohne die Gewässer im Einzugsgebiet der Erft, also nur mit den Gewässern im Einzugsgebiet des Rheins, wäre Bergheim nur noch mit einer Gesamtlänge von 26 Kilometer zu beteiligen. Diese setzen sich zusammen aus den Ronnen der Glessener Höhe, der Entwässerung des Hochwasserrückhaltebeckens in Glessen am Friedhof und dem Oberlauf des Pulheimer Baches mit seinem Hauptquellgebiet „Liebesallee“ (Eigentum des Bachverbandes) und den kleinen Quellbächen wie Selchbach, Abtsmühlenbach und Keuschenbroichbach – insgesamt rund 26 Kilometer. Multipliziert mit dem aktuellen Vollkostenbeitrag von 5,20 €/lfdm hätte sich für Bergheim eine Verbandsumlage von nur noch rund 135.000,- € ergeben. Darin enthalten auch pauschal der mögliche Erschwerer-Beitrag für die Kläranlage. Dann aber mit Sitz und Stimme im Verband und dem wünschenswerten Erhalt der wasserwirtschaftlichen Einheit.
Engel: „Es braucht eine Neuberechnung. Nichts übers Knie brechen. Berechnung, Meinungsbildung und Entscheidung in Ruhe von den Gremien in der neuen Wahlperiode“.
Der Verbandsvorsteher
Horst Engel