Mehrere Dürre-Sommer in Folge und erstmals auch ein außergewöhnlicher Dürre-Winter 2022/2023 zwingen auch in Pulheim zum Umdenken: „Nicht mehr, wie bisher, Kläranlagenablaufwasser einfach über der Kölner-Randkanal, in den Rhein und dann in die Nordsee zu ‚kippen‘, sondern in der Region zu halten“, so Verbandsvorsteher Horst Engel.
Dazu muss die kommunale Zentral-Kläranlage Pulheim, nach dem Beispiel der Kläranlage Bergheim-Glessen/Fliesteden, mit einer Membranklärstufe und einer Aktivkohlefilterstufe ertüchtigt werden. „So werden Spurenelemente sehr zuverlässig gebunden, Mikrofeinplastik zurückgehalten und so die Wasserökologie mit dieser Breitbandwirkung verbessert“, so Engel.
Die Membranklärstufe der Kläranlage Glessen ist seit über 10 Jahren erfolgreich in Betrieb. Sie hält pathogene Keime zurück, so dass das Kläranlagenablaufwasser „Badewasserqualität“ hat, in den Pulheimer Bach und mit einer Rückleitung ins Ommelstal geleitet werden kann. Am Ende versickert es zum Erhalt des Grundwassers – im Ommelstal und in der Großen Laache.
Das hat seinerzeit die NRW-Landesregierung mit der damaligen Umweltministerin Bärbel Höhn prüfen lassen und so entschieden. „Weitsichtig“, so Engel. Um auch das Problem der Arzneimittelrückstände in den Griff zu bekommen, ist in Glessen, vor knapp zwei Jahren, noch einmal mit einer Aktivkohlefilterstufe nachgerüstet worden.
Engel: „Zum Jahreswechsel 2021/2022 haben auf meine Anregung hin Rat und Verwaltung das Thema aufgegriffen und sind inzwischen mit den zuständigen Stellen in guten Gesprächen“.
Die EU-Kommission hat hierzu am 26.10.2022 die Ertüchtigung der kommunalen Kläranlagen bis 2035 zur Pflicht gemacht (91/271/EWG). Nach dem Verursacherprinzip sollen danach die Medikamentenhersteller (!) in einen Topf einzahlen, aus dem dann die Zusatzkosten der Ertüchtigung finanziert werden können. „Verursachergerecht“, so Engel.
Nach Aufrüstung der Zentralkläranlage-Pulheim könnte dann mit einer Rückleitung der Pulheimer Bach und die Kleine- und Große Laache, besonders für Dürrezeiten stabilisiert werden. „Das Thema Wassernot hätte ein Ende“, so Engel.
Die mögliche Trasse einer nur 2 Kilometer langen Rückleitung ist als „Unterhaltungsweg“ vorhanden.
Wollte man noch weiter oberhalb in den Pulheimer Bach einleiten und eine Rückleitung durch die offene Feldflur anstreben, bieten sich der „Borner Graben“ und der „Lange Graben“ an, beides wechselfeuchte Gewässer, die im Bereich Geyen/Sinthern in den Pulheimer Bach münden.
Link: Abwasserrichtlinie