Vor die Welle kommen – Hochwasserschutz wird weiter verbessert

Der Bachverband unterhält in Bergheim und Pulheim die nach dem Wasserhaushaltsgesetz Nordrhein-Westfalen (WHG NW) bezeichneten „sonstigen Gewässer“. Der Bachverband hat hierzu das „Konzept der Renaturierung, in Kombination mit technischem Hochwasserschutz“ entwickelt. Sonstige Gewässer sind kleine Bäche, Fließe, Ronnen und Gräben, in Bergheim und Pulheim zusammen 100 Kilometer. Dieses harmlose und unauffällige Gewässernetz steht nicht im Fokus der Öffentlichkeit – im Gegenteil. Anders bei Starkregenereignissen. Da müssen unfassbar große Wassermengen aufgenommen und schadlos abgeleitet werden. Man kennt die Bilder, wo das nicht gelungen ist, wo kleine Bäche zu reißenden Flüssen wurden und riesige Schäden an Häusern und Infrastruktur angerichtet haben. „Insofern verlangen sie die gleiche Aufmerksamkeit, wie sie in größeren Flussgebieten üblich ist“, so Verbandsvorsteher Horst Engel.
Deshalb hat der Verbandsvorstand den Katastrophenregen vom 14. Juli 2021 als Chance begriffen, um Schwachstellen zu identifizieren. Daraus ist ein fast siebzig Seiten lange Konzept entstanden. Titel: „Vor die Welle kommen“. Die Verbandsversammlung hat es in zwei Beratungsrunden diskutiert und weitere Verbesserungen des Hochwasserschutzes beschlossen:

Schutz der Ortslagen von Bergheim und Bergheim-Paffendorf, unterhalb der Wiedenfelder Höhe.

Beim Katastrophenregen vom 14. Juli 2021 gab es zum Beispiel am Rande der Wiedenfelder Höhe (125 Meter über NN), an der L 361, kurz vor Bergheim-Glesch, „nur“ eine Hangabrutschung. Erdmassen im Tonnen-Maßstab stürzten auf die Landstraße. Fremdschaden war zum Glück nicht zu beklagen.
Das war aber ein starker Hinweis darauf, was bei zukünftigen Starkregenereignissen auch passieren kann.
Die Wiedenfelder Höhe hat ein Einzugsgebiet von etwa 16 Quadratkilometern. Ihre Hauptentwässerung erfolgt über ein dichtes Grabennetz in das Holtroper Fließ. Es liegt vor der L 361, zwischen dem Abzweig B 477 und dem Verkehrskreisel 477/K41. Dort mündet es in ein Hochwasserrückhaltebecken (HRB) mit geschätzten 30.000 Kubikmeter Volumen. Über sein Auslaufbauwerk entwässert es in die Erft. Grabensystem und Fließ unterhält der Bachverband seit über 20 Jahren. Jetzt wird auch das HRB in den Unterhaltungsplan aufgenommen. Damit sind Wartung, Pflege und Erhalt der Schutzwirkung sichergestellt. Baumaßnahmen sind nicht erforderlich. Allerdings, von Erosion gefährdete Hangkanten sollten gezielt aufgeforstet werden. Hierzu arbeitet der Bachverband an einem gesonderten Konzept.

Schutz der Ortslage Quadrath-Ichendorf, unterhalb der Fischbachhöhe.

Beim gleichen Katstrophenregen wurde eine rund 10 Meter hohe Beton-Kaskade, über die die Wassermassen aus großen, begehbaren (!) Rohren, von der Fischbachhöhe in den Fischbach geführt werden völlig zerstört. Da war Eile geboten. Die Stadtwerke Bergheim haben sofort, in Zusammenarbeit mit dem Bachverband, der die „Wasserhaltung“ übernommen hatte, sehr die Sanierung mit einem neuen Betonfundament und die Mündung in den Fischbach mit einer neuen Fläche aus in Beton gefassten Wasserbausteinen durchgeführt.

Der Fischbach ist die Hauptentwässerung des dichten Grabennetzes der Fischbachhöhe (164 Meter über NN). Sein Einzugsgebiet umfasst über 10 Quadratkilometer. Grabensystem und Fischbach unterhält der Bachverband seit über 20 Jahren. Auch dies HRB, Rückhaltevolumen etwa 50.000 Kubikmeter, wird in den Gewässerunterhaltungsplan aufgenommen. Über sein Auslaufbauwerk entwässert es in die Erft. Die Sanierung von Altersschäden am Auslaufbauwerk wird der Bachverband in Eigenleistung übernehmen, so die Abstimmung mit den Stadtwerken Bergheim.

Schutz der Ortslage Pulheim-Dansweiler, unterhalb der Glessener Höhe.

Die so genannte nördliche Dansweiler Ronne, ein 4,5 Kilometer langes und wechselfeuchtes Fließgewässer, nimmt ihren Anfang am Auslaufbauwerk des Hochwasserrückhaltebecken, am Rande des Dansweiler Waldes, unterhalb der Glessener Höhe, direkt an den dortigen Spazierweg angebunden (205,8 Meter über NN, Einzugsgebiet über 6 Quadratkilometer). Auch diese Ronne unterhält der Bachverband seit über 20 Jahren. Jetzt kommt das HRB mit einem Rückhaltevolumen von rund 30.000 Kubikmeter hinzu. Da der Hochwasserschutzdamm noch intakt aber von Bäumen bewachsen ist, besteht die Gefahr, dass Bäume durch Sturmeinwirkungen umgeworfen werden. Ihre Wurzelteller würden große Löcher reißen. Um dies zu verhindern, hat der Bachverband bei der Unteren Wasserbehörde und der Unteren Landschaftsbehörde Rhein-Erft-Kreis eine Genehmigung beantragt. Hochwasserschutzdämme müssen von Sträuchern und Bäumen freigehalten werden. Als Ausgleichsmaßnahmen hat der Bachverband, in Abstimmung mit dem Forstbetrieb, Aufweitungen von wasserführenden Gräben angeboten, die zu wertvollen Biotopen entwickelt werden können. Die Erdarbeiten sind bereits erfolgt. Dazu ergänzend eine durchgehende und dichte Grasnarbe auf beiden Seiten des Hochwasserschutzdammes anzulegen und zu unterhalten. Gleichzeitig sollen dort so genannte „wilde Abflüsse“, die laufend den Spazierweg zerstören, in das HRB geleitet werden, so dass der Weg in Zukunft verschont bleibt (Bild) 863).

„In den letzten drei Jahren wurde unsere Region von drei über 100-jährlichen Starkregenereignissen heimgesucht. Die Schäden waren gering. Aber Vorsicht: Wir lagen am Rande, nicht im Zentrum der Niederschläge. Für den Hochwasserschutz wäre es deshalb gut, wenn die Arbeiten noch vor den wieder zu erwartenden Sommer-Gewittern mit Starkregenereignissen abgeschlossen werden könnten“, so Verbandsvorsteher Horst Engel.

Bilder: Horst Engel