Der Rhein-Erft-Kreis hat zu einer Besprechung eingeladen. Terminkoordinierung läuft.

Vorbemerkung:
Text als Auszug für eine PM neu gegliedert. Basis unsere Stellungnahme an die Gremien der Stadt Pulheim und der Kreisverwaltung Rhein-Erft-Kreis, aufgrund unterstützender Eingaben von zwei Fraktionen im Rat der Stadt Pulheim.

Die Stadtverwaltung Pulheim hat uns Ihre Anfragen von dieser Woche zugeleitet, die wir gerne ausführlich beantworten wollen:

Der Bachverband will auf den Notfall vorbereitet sein, regt an und beantragt im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten* für die temporäre Überbrückung von Wassernot in der Großen Laache, aber auch aus Schutzgründen für die wassergebundene Flora und Fauna, die Einrichtung eines Brunnens, der mit Grundwasser die beschriebene Wassernot und ihre Folgen vermeidet; Technik vorhanden.
*Wasserhaushaltsgesetz (WHG), Landeswassergesetz NW (LWG NW)

Wassernot – Pfingsten 2023

Bei gefülltem, ca. 1 km langen Bachlauf in der Großen Laache, rd. 6.000 m³, können Dürrezeiten überbrückt werden. Fallen aber Dürre- und Reisezeit zusammen, kann es im Bachlauf der Großen Laache zur Wassernot führen.

Der Winter 2022/2023 endete in einer Winter-Dürre. Der Bachlauf war nicht gefüllt. Der Mai hatte nur 5 Regentage. Dann kamen die Pfingstferien. Viele Bürger gingen auf Reisen – vor allem nach Corona, auch in Glessen und Fliesteden. Am Mittwoch vor Pfingsten (24.5.2023) sank in der Kläranlage Glessen/Fliesteden so die zu klärende Wassermenge um 50 – 80 m³ (!). Bei einem Durchschnittsverbrauch dort von 115 Liter Trinkwasser/Erwachsener/Tag* sind 80 m³ eine Wassermenge die darauf hindeuten, dass ca. 700 Bürger in die Pfingstferien gefahren sind (knapp 10 %). Deren täglicher Wasserverbrauch fehlte in der Kläranlage – also auch im Bachlauf. Die vielen Fische schnappten nach Luft. Die Untere Wasserbehörde Rhein-Erft-Kreis organisierte eine viel beachtete Rettungsaktion der dortigen Fische. Lob – auch aus Tierschutzgründen!

Allerdings: Unzählige wassergebundene Kleinlebewesen, Makrozoobenthos, konnten nicht gerettet werden, denn stetig werden über den Bachlauf neue Fische – im Frühjahr, also aktuell, ganze Schwärme eingespült. Gut zu beobachten. Naturbach eben.

Das Bild links zeigt einen kleinen Teil der o.a. Fischschwärme. Das Bild rechts zeigt, dass nicht alle großen Fische abgefischt wurden – ist auch kaum zu leisten. Beide Bilder von Jürgen Latzke, am 9.6.2023 im Bachlauf der Großen Laache aufgenommen. Herr Latzke hat dazu noch diesen Link geschickt. Hinweis: Sonst alle Bilder von Horst Engel.

Kolmation

Jedes Fließgewässer dichtet seine Gewässersohle mit mitgeführten Schwebestoffen ab, Kolmation (Verseifung); auch der Pulheimer Bach. Nach Renaturierungen dauert der Prozess ca. 3 Monate. Wenn aber im Unterlauf die Wassermenge nicht mehr die gesamte Breite der Bachsohle benetzt, wird an den Rändern die Kolmation unterbrochen. Durch Ritzen und Löcher steigt die Versickerung, Bild rechts. Durch temporäre Stützung mit Grundwasser wird dies verhindert. Deshalb die seit vielen Jahren im Unterlauf mit Steinwalzen durchgeführte Bach-Verschmalerung. Sie erhält die Kolmation.

Am Wochenende nach Pfingsten/Ferienende (4.6.2023) stieg die zu klärende Wassermenge wieder an. Dies kann man gut am Dammbalken Inneres Wehr beobachten. Das Bild zeigt in Draufsicht die überschwappende, sprudelnde und kleine Welle über den Dammbalken, der bereits eingangs den Anstieg des Wassermenge dokumentiert. Tümpel und Teiche im Bachlauf wurden wieder mit frischem und kühlem Bachwasser versorgt. Die Wassernot war am 4.6.2023 wieder überstanden.

Kläranlage

Die Kläranlage Bergheim-Glessen/-Fliesteden entwässert in den Pulheimer Bach und leitet Wasser mit einer Rückleitung in das Ommelstal. Hierzu ist sie mit Membranklärung und jüngst mit Aktivkohlefilter ausgestattet. Die Kläranlage atmet. Das heißt, dass sie im Tagesverlauf mal mehr, mal weniger einleitet. Nachts gegen Null. Das bedeutet aber auch, dass z.B. in Ferien- und Reisezeiten weniger Abwasser zu klären ist. )* Man rechnet allgemein durchschnittlich mit einem täglichen Wasserverbrauch von rd. 130 Litern/Erwachsener – in Glessen u. Fliesteden etwas weniger – rd. 115 Liter/Tag/Erwachsener. Die dortigen Bürger sind umweltbewusst und verbrauchen weniger Trinkwasser. Lob!

Membranfilterstufe und Aktivkohlefilterstufe, die Kläranlage Glessen/Fliesteden ist ein europaweites Vorbild.