2020 – Jubiläumsjahr für 300 Jahre Hochwasserschutz am Pulheimer Bach

Während Glessen, Sinthern und Geyen stets vom Hochwasser des Pulheimer Bachs bedroht waren und die Hochwasserschutzmaßnahmen bis heute andauern, gab es für das Dorf Pulheim eine zusätzliche Hochwassergefahr aus einer ganz anderen Richtung – aus Richtung Widdersdorf. Dort vereinigten sich drei eigentlich harmlose Ville-Bäche. Ihr Niederschlagswasser versickerte. Meistens. 

Bei Gewitterregen konnte sich durch die vereinigten Wasserfluten ein für das Dorf Pulheim  gefährliches Hochwasser aufbauen. Ein Hochwasserschutzdamm musste her. Die Pulheimer kauften deshalb bei Widdersdorf ein Stück Land und bauten den  3 Meter hohen „Polheimer Dam“.  Sein Schutz erwies sich als trügerisch. Ein plötzlicher Dammbruch und eine nicht mehr für möglich gehaltene Flutwelle überraschte das Dorf. Das Ereignis muss so traumatisch gewesen sein, dass es in einer historischen Karte von 1720 Jh. festgehalten wurde. Die Karte zeigt mit dem Buchstaben D, „wie das wasser nacher Polheim in die bach ist geflossen, alß der dham ist durchgebrochen“.

Karte der Wasserläufe und Straßen bei Brauweiler mit Bell, Groß- und Kleinkönigsdorf, Dansweiler, Glessen, Sinthern, Freimersdorf, Lövenich, Widdersdorf, Geyen, Pulheim; betr. insbes. den Pulheimer Damm bei Widdersdorf und „die Bach“ von Geyen nach Pulheim um 1720; 76×48 cm, farbige Zeichnung (Legende s.u.)

Im Jahr 1958 gab es zwischen Lövenich und Brauweiler die letzte große Überflutung.  

Mit dem Bau des Kölner Randkanals, der 1959 fertiggestellt wurde, war die Überflutungsgefahr weitgehend gebannt. Heute münden die begradigten „Ville-Bäche“, als nördliche und südliche Dansweiler Ronne, als Freimersdorfer und als Brauweiler Ronne, zusammen knapp 15 Kilometer Gesamtlänge, in den Kölner Randkanal. Dieser leitet das Wasser bei Worringen in den Rhein. Gut für den Hochwasserschutz, schlecht für die Grundwasserneubildung. „Nach dem dritten Dürresommer und sinkender Grundwasserpegel ist das aber eine andere Geschichte“, so Verbandsvorsteher Horst Engel. Für die Unterhaltung der Ronnen ist der Bachverband zuständig.


Text der Kartenlegende
Transkription: Dr. Dieter Kastner und Peter Schreiner

  • A.B.C Polheimer dham hat in ihrem begriff 82 rothen ist hoch 11 fuß. Dick 2 rothen.
  • B. die Kuhll ist weit 7 ½ rothen nacher Polheim zu, die kleinste breite ist 5 rothen. 6 ½ fuß tieff. 1 rothe, 3 fuß.
  • A.B.C. Seint drey wässer rhennen, welche nach dem dham zu sammen fliesen lanß Widerstorff.
  • D. Zeigt ahn, wie daß wasser nacher Polheim in die bach ist geflossen, alß mder dham ist durchgebrochen.
  • E. Ist ein Stuck landeß neben dem dham, so die von Polheim gekaufft haben.
  • F. Der Lindenbaum ist weit von dem dham 75 rothen.

Die Maße
Angenommen werden können „Kölner Maße“:
1 Ruthe = 16 Fuß
1 Fuß = 12 Zoll
1 Zoll = 12 Linien
1 Ruthe = 4,5983 Meter
1 Fuß = 0,2874 Meter
1 Zoll = 0,0239 Meter
1 Linie = 0,0020 Meter